Roadtrip Tasmanien – Part 1 – die Ostküste

Manu und ich sprechen kurz über unsere Reisevorstellungen der nächsten Tage und schnell wird klar, wir haben das selbe vor! Großartig! Was gibt es besseres als eine gute Mischung aus Most und Kürbiskernöl? Im übertragenen Sinne natürlich… Kurze Zeit später ist der Flug gebucht und das Auto angemietet.

auch um 5 in der Früh motiviert

 

Der Flug ist zeitig in der Früh und wir müssen uns bereits um 3 Uhr morgens auf den Weg zum Flughafen machen. Um halb 8 steigen wir bereits in Launceston in unseren Kia „Kaiser Josef“ (KJ sind die Buchstaben am Kennzeichen und wir wollen so unseren österreichischen Patriotismus zum Ausdruck bringen) und machen uns auf den Weg in den nächsten Store, um letzte Einkäufe zu erledigen. Die liebe Nhi hat uns dankenswerterweise ihr Zelt und eine große Luftmatratze geborgt, somit benötigen wir nur noch Schlafsäcke und einen Gaskocher. Natürlich wandert noch einiges mehr in unseren Einkaufswagen, man will sich’s ja auch nicht schlecht gehen lassen. Einige Lebensmittel noch und los geht’s …

unser Kaiser Josef

 

Erstes Ziel: Anson’s Bay

Ich darf fahren, Manu fährt nicht gerne. „Links Auto fahren“ steht sowieso auf meiner Bucket-List, also nutz ich die Gelegenheit. Ich hatte ja Angst davor, dass das Rechts-Abbiegen komisch werden würde, tatsächlich ist es eher das Auto fahren selbst, das mir anfangs Schwierigkeiten macht. Immerhin war ich schon mehr als 3 Monate nicht mehr hinter einem Lenkrad gesessen! Aber es ist wie Fahrrad fahren, wenn man’s einmal kann….

Nach einigen Kilometern hab ich zum Glück den dreh raus und da ich seit Anfang meiner Reise nur mit Links-Verkehr zu tun habe, ist auch das kein Problem. Wir fahren durch grüne Wälder und vertrockneten Wiesen und es erinnert uns sehr stark an den österreichischen Herbst. Wozu also so weit nach Tasmanien fliegen?

Auf solche Fragen folgt die Antwort meistens rasch – das Meer!

Kaum erspähen wir es am Horizont sind wir hin und weg. Doch noch sind wir nicht am Ziel. Laut Navi müssen wir links vom „Tasmanien Highway“, eher einer normalen Landstraße, abbiegen. Asphalt ist hier jedenfalls keiner mehr. Wir fahren also gute eineinhalb Stunden auf der Prärie-Piste entlang und es funktioniert besser als befürchtet. Es gibt keine Schlaglöcher und die Straße wird anscheinend gut gewartet, sodass wir mit 60-70 km/h entlang brettern können.

am Horizont kann man das Meer erkennen – endlich!

 

Als wir in der Bucht ankommen können wir unser Glück kaum fassen. Es ist atemberaubend.

Am Ende der Bucht hin zum offenen Meer gibt es einen kostenlosen Campingplatz, für Australien nichts untypisches. Australier lieben Camping und Barbecue. Beides gibt es zu Hauf überall verteilt. Das freut natürlich auch uns budgetbewussten Backpacker und ist nach der teuren Stadt Melbourne eine willkommene Abwechslung.

Wir bauen unsere neues Zuhause erfolgreich zum ersten Mal auf und gönnen uns zur Feier des Tages ein selbst zubereitetes Dinner: hartgekochte Eier mit Gemüse und Weißbrot – man gönnt sich ja sonst nichts!

Unsere erste Nacht verbringen wir relativ naiv mit offenem Eingang „damit’s a bissal durchziagt“. Ich wache mitten in der Nacht auf, da ich mir nicht sicher bin, ob ich denn zu Hause im Bett mit Katze auf den Füßen liege oder ob sich gerade ein Tier auf mich gelegt hat. Mir schießt es relativ schnell in den Kopf, dass nur zweiteres zutreffen kann und ich schrecke auf. Das unbekannte Tier flüchtet und ich bin dezent verwirrt. Unsicher, ob es uns noch einen Kuschelbesuch abstatten will schließen wir alles gut ab und schlafen bis es die stehende Hitze im Zelt unerträglich macht.

Wir machen uns zum Frühstück Kaffee und Cornflakes – welch Luxus in wilder Natur! Frisch gestärkt geht es die Pistenstraße zurück weiter zu unserem Highlight des Tages…

 

Zweites Ziel: Bay of Fire

Das kristallklare Wasser lockt zum Baden und die angrenzenden orangen, rundlichen Steine verführen zum Klettern. Ich sehe Pelikane, die deutlich größer sind, als ich es erwartet hatte und Hobbyfischer, die ihren Fang ausnehmen. Die Möwen finden das anscheinend deutlich appetitlicher als ich, denn sie umkreisen die Männer und warten auf „Abfall“.

Nachdem wir die Ausblicke genossen haben geht es noch etwas weiter in den Süden. Da wir noch genügend Zeit bis zum Sonnenuntergang haben, machen wir noch einen kurzen Zwischenstopp am „Shelly Point“. Danach fahren wir weiter zu unserem gewählten Abendquartier…

Shelly Point

 

Drittes Ziel: Coles Bay

Nachdem wir erfolgreich und gekonnt unsere Zelt aufgebaut haben, richten wir unser heutiges Festmahl, Bruscetta auf getoastetem (leicht angekohltem, deshalb aber nicht weniger schmackhaften) Brot. Dazu haben wir uns vom Liquor Store einen australischen Rotwein besorgt. Deliziös. Als Nachspeise gibt es einen Sonnenuntergang feinster Klasse.

 

Für unseren dritten Tag auf Tasmanien haben wir großes vor – die Besteigung des Mount Amos. Hört sich nicht im entferntesten so abenteuerlich und atemberaubend an, wie es tatsächlich ist.

Wir waren etwas naiv, dachten an typische österreichische Gipfelbesteigungen. Nicht so in Australien. Da wir ein romantisches Frühstück auf der Spitze geplant haben, spazierten wir mit leerem Magen, dafür aber mit genügend Proviant, los. Interessant wurde es zum ersten Mal, als wir uns nicht mehr sicher waren, ob das unter unseren Füßen überhaupt noch der Weg sei. War er nicht. Wir marschierten trotzdem mutig weiter, kletterten etwas herum, kraxelten durch kratziges Gestrüpp und fanden tatsächlich auf den vorgesehenen Weg zurück. Vielen Dank an dieser Stelle an die Pfadfindergruppe in Pöchlarn und meinen Klassenvorstand der Hauptschule, die mir beide das Lesen von Karten und die richtige Handhabung eines Kompass eingebläucht haben.

Der richtige Weg wurde auch richtig abenteuerlich. Glatten Felsen hinauf, weiter auf glatten, nassem Felsen, über Steine und noch einmal mit Schwung einen Felsbrocken hinauf. Man muss dazu sagen, dass der Felsen an sich sehr griffig ist, er aber durch das ständige benutzen der Wanderer etwas rutschige Glätte aufweist. Einen Pfad gibt es also nicht wirklich, navigiert wird mit Hilfe von Pfeilen auf den Steinen und bunten Bändchen in den Sträuchern. Funktioniert (meistens).

Am Gipfel belohnt uns der Ausblick über die Halbinsel und den Nationalpark „Freycinet“ und wir speisen wie Götter unser mitgebrachtes Streichkäsebrot mit etwas Gemüse.

wir haben’s geschafft!

 

überwältigendes Ausblick zur Wineglass Bay

 

Wir dachten schon teilweise beim Hinaufsteigen, dass uns das Hinuntergehen nicht erspart bleiben würde. Und so war es tatsächlich aus, man glaube es kaum. Es glich mehr einer Rutschpartie am Allerwertesten, als einer Wanderung. Doch wir schafften es Heil und ohne Verlaufen bis nach unten zum Parkplatz!

Blick beim Hinabsteigen zu unserer Bucht, in der wir zelten

 

Bitte erzählt niemanden, dass ich das alles mit meinen billigen Sandalen ohne Profil, die ich auf Lombok erstanden habe, gemacht hab. Die Worte „mutig“ und „verrückt“ habe ich nicht nur einmal von entgegenkommenden Wanderern gehört und ich kann dem auch nicht widersprechen. Ich schrieb ja bereits, dass wir da etwas naiv an die Sache rangegangen sind. Wuhuu, Abenteuer!

Aber als ob die 450 Höhenmeter auf 2km Distanz nicht genug gewesen wären, wollten wir uns noch unbedingt in der vom Gipfel gesehenen Wineglass-Bay Abkühlung verschaffen. Also ging‘s nach einer kurzen Trinkpause beim Kaiser Josef weiter die 6km zum neuen Ziel. Es ist eine wirklich schöne Bucht, ja, aber ich habe das Verweilen eher zum Dösen als zum Baden genutzt. Manu tut es mir gleich. Aufgeweckt hat uns der Wind einer Wolkenfront, die uns entgegen stürmt. Also quäulen wir uns zuerst auf und dann zurück.

Blick zum Mt. Amos

 

auch Wallabys genießen den Strand

 

Der Hunger überkommt uns dann doch noch vor dem Parkplatz und wir nutzen die Zeit, um über unsere österreichischen Leibgerichte zu sprechen. Käferbohnen mit Kürbiskernöl, Semmelknödel mit Linsen… nein, Schwammerlsauce, Spinat mit gerösteten Erdäpfeln, Erdäpfelknödel, Marillenknödel, Mohnnudeln…. Ihr wisst gar nicht wie gut unser Essen in Österreich ist, bis man es dann doch längere Zeit gar nicht hatte.

Wir vergnügen uns zurück bei unserem Zelt dann aber doch noch mit Nudeln und frischer Gemüsesauce. Der Schuss Rotwein gibt die letzte Nuance zum perfekten Geschmack – nach solch einem Tag ein Festmahl! Babys hätten in dieser Nacht nicht besser geschlafen als wir!

 

Schließlich geht es am nächsten Tag wieder zeitig weiter in den Süden…

to be continued…

 

Info zur zurückgelegten Strecke:

Start in Launceston am Flughafen, erster Stop in Ansons Bay (A), am nächsten Tag über Binalong Bay /Bay of Fire (B) nach Coles Bay (C) – Gesamtstrecke 340km

 

 

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