Rollertour Lombok – Etappe 1 – Mataram bis Bayan

Vom Ijen kommend war die Anreise bis nach Lombok etwas anstrengend, sind es doch immerhin 280km. Hört sich nicht viel an. Es ist aber keine Autobahnstrecke, sondern eine Busfahrt, eine Fähre nach Bali, eine Busfahrt durch Bali bis Denpasar, eine Taxifahrt zur Fährstation, eine Fähre nach Lombok und wieder ein Taxi bis zur Herberge. Da der Tag ja schon um 1 Uhr morgens begonnen hat, ich den Ijen bestiegen habe und mein Tag um halb 11 nach 15 Stunden reisen endlich geendet hat, war ich dezent müde. Wer jetzt meint, ach, hättest im Bus oder auf der Fähre geschlafen… Bitte fahr einmal in Asien mit einem Bus!

ziemlich moderne Fähren von Java auf Bali

 

Blick zum Mt. Baluran

 

Fähre von Bali auf Lombok

 

Nachdem ich den darauf folgenden Tag genutzt habe, um mich auszurasten und mir ein Moped zu besorgen, geht es dann am Freitag endlich los: meine Inselumrundung!

noch ganz verschlafen…

 

Da ich weder Verkehrslage noch Straßenzustand einschätzen kann und um die 100km zurücklegen muss, starte ich bereits um 6 Uhr morgens. Eine halbe Stunde später habe ich es bereits raus aus der Stadt geschafft und sehe die erste der vielen Sandstrände von Lombok. Die Straße führt weiter die Küste entlang und hat viele Aussichtspunkte mit Blick in die schönen Buchten oder auf die nahe liegenden berühmten Gilis (Gili Trawangan, Meno und Aer).

links am Horizont kann man schon die Gilis erkennen

 

Ein Stückchen weiter halte ich zum Tanken an. Die ganze Familie sitzt vor dem kleinen Geschäft, davor steht die Zapfanlage. Ein Mann kommt gleich zu mir und füllt mir den Tank an. Ich frage, ob ich Kaffee haben kann und setze mich zu ihnen an den Tisch. Ich versuche mit meinen paar Worten Bahasa das Eis zu brechen. Alle finden das recht lustig und nett und wir beginnen einen gemütlichen Smalltalk. Die typischen Fragen tauchen auf – wo kommst du her, wohin fährst du (das scheint hier immer sehr wichtig zu sein). Er stellt mir seinen 7 Monate alten Sohn Raffli vor, sehr süß. Er fragt mich ob ich denn verheiratet sei und Kinder habe. Ich lache. Er fragt mich, ob ich denn alleine unterwegs bin, ich bejahe, erzähle ihm aber, dass meine Familie zu Weihnachten auf Bali kommt, damit wir gemeinsam feiern können. Er fragt mich, ob ich einen Freund habe. Ich sage, dass ich einen habe. Er freut sich, schaut beruhigt aus, dass ich anscheinend doch nicht übrig geblieben bin, überlegt kurz und sagt dann ganz aufgeregt „And he is also comming to Bali and then you make a baby!?“ Ich kann gar nicht mehr aufhören zu lachen… Indonesischer Smalltalk, wie ich ihn liebe!

Ich fahre weiter und es schaut schon ziemlich schwarz aus. Es fängt zu tröpfeln an und ich möchte gleich stehen bleiben, um meinen Regenponcho überzuziehen. Ich fahre links zu und denke mir noch „Oh-uh, ziemlich rutschig!“, ich bremse, meine Reifen flutschen links weg und PRACK – lieg ich schon mitten im Dreck. „Na super…!“ Der Vorteil hier ist ja, dass sich alles am Straßenrand abspielt und so kommen auch gleich 4 Männer hergelaufen. Einer hilft mir gleich auf, einer stellt mein Moped wieder auf. Ein dritter Mann stellt den Motor ab und versucht, ob es wieder anspringen kann. Tut es. Währenddessen checkt Mann Zwei, ob beim Moped sonst auch alles passt und drückt den Sitz wieder zu. Ein vierter Mann fragt mich, ob er mich ins Krankenhaus bringen soll „No, no thanks. Everything’s fine. Trima Kasi!“ Mehrere Leute stehen herum und gaffen. Mann Eins hat mich immer noch an der Hand und schleppt mich zu einem naheliegenden Haus, Mann Vier trägt meinen Rucksack. Hinter dem Haus kann ich mich etwas abwaschen. Meine komplette rechte Seite ist voller Gatsch. Ich wasche meine Schulter und meine Hände ab – mein weißes Leiberl kann ich wohl vergessen. Noch ganz fertig und voller Dreck kommt die Hausbesitzerin gelaufen und fragt mich ganz aufgeregt, ob ich mit ihr ein Selfie machen könnte. Echt jetzt?? Ich will nicht gleich unfreundlich sein und willige ein. Wir gehen wieder vor das Haus und sie zeigt Mann Eins das Foto, der natürlich auch gleich eins mit mir machen will. Mich fragt sowieso keiner mehr, er setzt sich neben mich, legt die Hände so schnell um mich, dass ich gar nicht zurecht komme mit dem Schauen, sie drückt ab und er lässt wieder los. Ich freu mich noch, dass ich ihn los bin, er aber schnappt sich ihr Handy, setzt sich und lacht die ganze Zeit. Schickt der etwa das Foto seinen Freunden?? Was weiß ich.

Ich bemerke jetzt erst, dass es schüttet. Die Ladenbesitzerin setzt sich zu mir und bietet mir an, dass ich bei ihr warten kann, bis es aufgehört hat. Nagut. Ich schnapp mir ein frisches Shirt aus meinem Rucksack und gehe mich umziehen. Ich hab noch Klopapier dabei, damit wische ich so gut es geht meinen Rucksack, meine kleine Tasche und das Moped ab. Der Mann sitzt immer noch mit dem Smartphone da und lacht. Alles ziemlich schräg irgendwie.

Nachdem ich fertig bin setz ich mich wieder hin. Die Frau bietet mir Mango an. Ja, warum auch nicht. Sie setzt sich neben mich und schält die zwei Mangos, schneidet sie klein und stellt mir die Schüssel hin. Ich nehme den Löffel und esse die wirklich gute, süße Mango, sie schaut mir dabei zu. Ein kleines Nachbarmädchen kommt gerannt und schaut mich mit großen Augen an. Ich biete ihr Mango an, die Kleine schüttelt den Kopf und läuft hinter einen der vielen Kleiderständer, die im Laden stehen. Schön langsam werde ich satt, zwei Mangos sind einfach zu viel. Ich lächle sie an, aber sie schaut mich ernst an „Eat! Please!“, der Nachdruck war deutlich zu spüren! Ich esse also noch etwas weiter, weil ich ehrlich gesagt keine Ahnung habe, wie ich mich hier richtig verhalten soll…

Sie bietet mir Reis an, ich verneine höflich. Sie holt ihr Smartphone von dem Mann zurück, der trotzdem noch sitzen bleibt, und übersetzt sich damit einige Fragen, die sie mir stellen will. Ich antworte wieder höflich auf die typischen Fragen, merke aber genau, dass sie eigentlich keine Ahnung hat wovon ich spreche. Sie stellt trotzdem weiter Fragen und ich antworte so gut ich kann. Es hört einfach nicht zu regnen auf…

Sie ist aber eh recht lieb, ich schau mich in ihrem Geschäft um und finde mir eine Bluse, die ich ihr dann abkaufe. Wir machen zum Abschluss noch ein paar Fotos und endlich lässt der Regen etwas nach, das genügt mir auch schon und ich fahre weiter, obwohl sie mir noch angeboten hat, dass ich doch bei ihr schlafen könnte. Wirklich sehr freundlich, aber nein danke, vielleicht beim nächsten Mal!

Die Frau sieht jung aus, ist aber schon 30! Lina ist 9. Und ich bin voller Dreck…

 

Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt komme ich endlich im „Rinjani Mountain Garden“ an. Ich nehme gleich eine heiße Dusche und freue mich so, dass ich heute nicht mehr mit dem Moped fahren muss.

ein Kater springt mir zur Begrüßung gleich auf den Schoß und nutzt meinen Bauch als Polster…

 

Am Abend lerne ich die Hotelbesitzerin Toni und einen weiteren Gast namens Jens kennen. Wir essen gemeinsam zu Abend und haben gute Gespräche über Gott und die Welt. Beide sind vor mehr als 20 Jahren aus Deutschland ausgewandert und jetzt erstmal in Indonesien hängen geblieben. Und was gibt es schöneres als gutes Essen, selbstgemachter Reiswein und gute Geschichten vieler spannender Reisen!?

 

Frühstück!

 

Nachdem ich in der Früh das beste Frühstück seit langem hatte, deutsches Bauernbrot mit Käse und Gemüse (!!!), fahre ich 15min zu einem nahegelegenen Parkplatz, von dem aus ich zu einem Wasserfall wandern will. Der Weg führt an Kanälen zur Reisfeldbewässerung vorbei, durch Dschungel immer am Fluss entlang und einmal sogar quer durch den Fluss durch. Das ist zur (Regen-)Zeit gar nicht so einfach, da die Strömung ziemlich stark ist, aber es macht Spaß. Schließlich erreiche ich den ca. 40m hohen Wasserfall. Ein paar Leute baden schon im „Pool“ und genießen das kühle Wasser. Ich bin schon genug durchnässt und vergnüge mich mit dem schönen, grünen Ambiente.

der erste Wasserfall ist gleich beim Eingang

 

für den zweiten geht es zuerst über ein Aquädukt…

 

… neben den Reisfelderbewässerungssystemen entlang …

 

… und schließlich durch einen Fluss

 

Es zahlt sich auf jeden Fall aus!

 

Für Sonntagmorgen hat mich Toni zum Einkaufen auf dem Dorfmarkt eingeladen. Das lass ich mir natürlich nicht entgehen. Sie warnt mich aber, dass das ein einheimischer Markt ist und nicht mit den Touristen-Dingern in den größeren Städten zu tun hat. Und tatsächlich fällt man dort als weißer Mensch ziemlich auf. An das Gaffen der Leute werde ich mich wohl niemals so richtig gewöhnen, aber mit Toni, die ja ziemlich gut Bahasa spricht, macht das ziemlich Spaß! Wir kaufen Maiskolben für die Pferde und Maisschrot für die Vögel, außerdem noch Bananen für Lisa. Für unser Sonntagsfrühstück kaufen wir noch gebackene Bananen, Sesambällchen mit Linsenfüllung und Mango-Appels, welche es nur hier in dieser Region gibt. Ich sag‘s euch, wer auch immer die grandiose Idee hatte, eine Mango und einen Apfel zu kreuzen, verdient eine Auszeichnung!

Toni beim Sonntags-Frühstück

 

Mango-Apples ( *.*)

 

das ist Lisa 🙂 Sie putzt sich gerade die Zähne! Sie isst auch am liebsten Käsebrot zum Frühstück und kann ganz alleine aus einem Glas trinken! Wenn sie sich während einem Gewitter in der Nacht fürchtet, kuschelt sie sich zu Toni unter die Decke

 

Katzen findet man immer…

 

… und überall!

 

Pferde auch 🙂

 

 

Toni pflegt kranke oder verletzte Tiere, bis es ihnen wieder besser geht. Manche bleiben, manche Tiere verschwinden danach wieder. Sie hat schon Hunde und Katzen vor der Haustüre gefunden, die sich mit letzter Kraft zu ihr geschleppt haben. Tiere spüren einfach Tonis unglaubliche Aura.

Noch ein paar weitere Impressionen des Rinjani Mountain Gardens und der Umgebung:

Die Anlage liegt auf über 500m und hat einen Ausblick über Reisterrassen, Wälder bishin zum Meer!

 

Von der Straße kann man den Mt. Rinjani, den höchsten Vulkan/Berg Lomboks, bestaunen.

 

 

Noch einige Daten zur Etappe 1:

Von Mataram geht es ca. 25km nördlich immer der Küste entlang bis zum Aussichtspunkt „Malimbo“ (A), von dem aus man schon die Gilis erkennen kann. Danach sind es noch weitere 75km auf der Küstenstraße bis Bayan, von dort führt eine kleine Straße dern Berg hinauf bis zum „Rinjani Mountain Garden“ (B). Die Umgebung ist wirklich wunderschön!

Ich war von 6 Uhr morgens bis 11 Uhr unterwegs, davon waren geschätzte 2,5 Stunden Fahrzeit.

Es gibt für den „Rinjani Mountain Garden“ keine eigene Website, Toni hat aber eine Facebook-Gruppe erstellt, in die jeder Gast Fotos laden kann! Wer Toni besuchen möchte, schreibt ihr einfach eine Mail an rinjanigarden@hotmail.de !

Rinjani Mountain Garden Facebook Gruppe

 

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