So traurig und egoistisch es vielleicht auch klingen mag, es fällt mir anfangs sehr schwer, das Land zu mögen. Ich habe unendliches Heimweh nach Fiji und den Menschen dort, es regnet in Strömen und zu guter Letzt schlage ich mir mein Knie auf, sodass ich Antibiotika nehmen muss… Talofa Samoa!
Ich befinde mich in einem kleinen „Resort“. Wie auch schon auf Fiji steht das einfach nur als Name für eine Ansammlung an Betten, welche sich hier in kleinen, wandlosen Hütten befinden, ‚Fale‘ genannt. Da ich am Vormittag auf einem Felsen ausgerutscht bin und nicht nur mit dem Knie, sondern auch mit meinem Kopf den Fall abgepolstert habe, bin ich etwas schlechter Laune. Die anderen Reisenden, die beim Abend essen neben mir sitzen, scheinen unglaublich nett zu sein, aber manchmal hat man einfach keine Lust für Smalltalk und Freundlichkeit. Ich bemühe mich wirklich sehr, aber auf die Resort-Party nach der Tanzaufführung hab ich einfach keine Lust.
Auch den nächsten verregneten Tag verbringe ich eingekuschelt in meinem Bett, man kann sich ja sowieso nichts ansehen oder schnorcheln gehen, wenn es so sehr stürmt. Beim Abendessen treffe ich einen witzigen Schweizer, der meine Art von Humor hat. Timon heißt er und lebt in Zürich. Wir verstehen uns recht gut und beschließen, die nächsten Tage gemeinsam durch Samoa zu reisen.
Mit meinem angemieteten Auto geht es bereits am nächsten Tag los. Wir fahren die südliche Straße der Hauptinsel Samoas ‚Upolu‘ entlang und bereits nach einigen Kilometern sehen wir einen riesigen Wasserfall! Der Regen der letzten Tage war also doch für etwas gut.
Etwas weiter Richtung Westen befindet sich eines der berühmtesten Naturschauspiele Samoas – die ‚To Sua Ocean Trench‘. Ein riesiges Loch mitten am Küstenstreifen, dass unterirdisch mit dem Meer verbunden ist, und daher Wasser beinhaltet. Auch der nett angelegte Garten rund um die Ocean Trench ist hübsch anzusehen. Außerdem laufen kleine Kätzchen herum. Was will man/frau mehr?
Nahe ‚To Sua‘ befindet sich auch ein riesiger Wasserfall namens ‚Sopoaga‘, welchen man von einem schönen Garten gegenüber des Wasserfalls betrachten kann.
Bevor wir uns auf die Suche nach einem Nachtquartier begeben, halten wir noch beim ‚Totgitogiga Recreation Reserve‘. Da sich an der Rezeption aber keine Menschenseele befindet und auch sonst niemand anwesend zu sein scheint, machen wir uns selbst auf den Weg, das Reserve zu erkunden. Wir finden einige Meter weiter einen wunderbaren, abgestuften Wasserfall, in dessen Pool Timon gleich mal eine Runde schwimmen geht. Wahrlich ein kleines Paradies.
Ich muss zugeben, dass sich langsam aber stetig meine Laune bessert. Timon ist ein aufgeweckter, lustiger Weggefährte und es regnet immer weniger. Beides trägt maßgebend dazu bei, dass mir die Insel immer besser gefällt.
Außerdem finden wir eine wunderschöne Anlage, um zu übernachten. ‚Sa-Moana Resort‘ befindet sich schon ziemlich westlich und wird von einer Australierin geleitet. Wir gönnen uns ein Doppelzimmer mit Außen-Bad und genießen den Luxus in vollen Zügen.
Den nächsten Tag verbringen wir im Grunde genommen damit, eine weitere Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Wir haben das Problem, dass wir die gewählte Route leider nicht fahren können. Ein über die Straße laufendes Bächlein ist auf Grund des Regens der letzten Tage zu einem richtigen Fluss angewachsen. Also geht es die ganze Straße wieder zurück.
Nachdem wir beim ersten angefahrenen Resort einstimmig beschlossen haben, dass 350 Tala (= ca. 180€) zu teuer für eine Nacht ist und das zweite Resort, das auf der Karte eingezeichnet war, doch nicht existiert, haben wir beim Dritten doch noch Glück.
Wir verbringen drei angenehme Tage im ‚Matareva Resort‘. Auch hier bekommen wir wieder eine Tanzeinlage und eine Feuershow aufgeführt. Außerdem ist das Essen wirklich unglaublich gut! Ein Gericht namens ‚Palusami‘ hat mich besonders überzeugt. Dafür wird Kokosnusscreme in ein junges Taro-Blatt gefüllt und im Rohr gebraten. Deliziös!
Ich verstehe mich mit zwei Mädls, Amy aus Schottland und Mar aus Barcelone, prächtig! Hin und wieder ist es wirklich schön, typische Mädelsgespräche zu führen!
Am Sonntag gehen ein paar andere Leute aus dem Resort und ich in die Kirche. Da ich es auf Fiji leider nicht geschafft habe, bin ich ziemlich aufgeregt, hier endlich einen Gottesdienst miterleben zu können. Auch hier auf Samoa sind der Großteil der Menschen christlich. Der Gottesdienst heute ist aber etwas ganz besonderes, es ist Muttertag! Alle Frauen sind komplett weiß gekleidet, eine Gruppe an Müttern tanzt sogar einen einstudierten Tanz vor, bevor auch einige Jugendliche etwas aufführen! Anstatt der Eucharistie werden Ketten aus Süßigkeiten an die Mütter verteilt. Eine schon etwas ältere Dame bekommt die meisten Ketten umgehängt. Sie ist schon etwas gebrechlich und wir haben Angst, dass sie wegen des zusätzlichen Gewichtes der unzähligen Süßigkeiten nicht mehr aufstehen kann! Doch ein männlicher Begleiter nimmt ihr die Last ab, bevor sie sich zurück auf eine der Bänke begibt. Der junge Mann beginnt dann, die Ketten unter den Touristen aufzuteilen und auch wir bekommen eine! Nach der Messe tausche ich sie mit ein paar Kindern gegen eine Blumenkette aus. Ich denke, dass wir beide glücklich über den Tausch waren!
Was an dieser Stelle vielleicht noch spannend zu erfahren ist: Anstatt einer Kirchensteuer wird direkt vor dem Gottesdienst am Eingang gespendet. Ein Dorfbewohner schreibt den Namen und den Betrag in ein Heft, damit nachvollzogen werden kann, wer wie viel gespendet hat und welcher Gesamtbetrag gespendet wurde. Mit Erstaunen habe ich aber vor Beendung des Gottesdienstes festgestellt, dass alle Namen und Spendenbeiträge an der Kanzel laut und deutlich vorgelesen werden! Nachher wurde mir erzählt, dass das einen ziemlichen gesellschaftlichen Druck auslöst und teilweise Menschen, die zu wenig spenden aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen werden. Somit wird mir auch klar, wie es sein kann, dass in jedem noch so kleinen Dorf mit nur wenigen Häusern eine riesige Kirche stehen kann.
Am nächsten Tag brechen Timon und ich schon zeitig auf, da die Fähre auf die andere Insel namens Savai’i um 9:00 ablegt. Auch Amy begleitet uns, da auch sie die eher ruhigere Insel erkunden möchte. Wir halten immer wieder um Fotos zu machen. Savai’i ist noch ursprünglicher als Upolo und auch weniger touristisch, was uns dreien wirklich sehr gut gefällt.
Amy hat bereits im Voraus eine Unterkunft im Nordwesten der Insel gebucht. Da Timon und ich soweit keinen Plan hatten, begleiten wir sie dahin. Die Besitzer der ‚Va-i-moana Seaside Lodge‘ haben wirklich ein kleines Paradies auf Erden geschaffen.
Nachdem wir am nächsten Tag Sonne, Strand und Meer genossen haben, machen wir uns auf den Weg, um den Sonnenuntergang von der Falealupo-Halbinsel aus ansehen zu können. Bis die Datumsgrenze 2009 verschoben wurde, konnte von hier aus quasi täglich der letzte Sonnenuntergang auf der Welt betrachtet werden!
Am kommenden Tag machen Timon und ich die Umrundung der Savai’i-Insel komplett, Amy bleibt noch etwas in der Lodge. Leider nieselt es wieder etwas, aber wer lässt sich von so etwas schon aufhalten?
Wir Glückspilze entdecken außerdem einen unglaublich schönen Pool eines Wasserfalls, in dem wir noch etwas schwimmen gehen, bevor es mit der Fähre zurück auf Upolo geht.
Nachdem ich Timon am Flughafen abgesetzt habe und wir uns verabschiedet haben, begebe ich mich zurück nach Apia, Samoas Hauptstadt. Für den nächsten Tag bin ich nämlich wieder mit Clint verabredet, der bei meiner Ankunft in Apia vor etwas mehr als einer Woche mein Taxifahrer gewesen war und mittlerweile zu einem Freund geworden ist. Da das Wetter hervorragend ist, habe ich endlich die Chance noch etwas von Apia zu erkunden und Clint will mich begleiten.
Wir gehen im ‚Palolo Deep Marine Reserve‘, einem kleinen Park am Meer, wo man auch schnorcheln gehen kann, schaukeln, genießen ein gutes Mittagessen im ‚Home Café‘ und rutschen die natürliche Wasserrutsche des Wasserfalls ‚Papaseea‘ mehrmals hinunter. Was für ein Tag!
Nachdem Clint und ich noch auf den tollen Tag angestoßen haben und wir ein tolles Abendessen genossen haben, treffe ich mich wieder mit Amy in einem netten Hotel in Apia. Genau das liebe ich am Reisen – Fremde werden zu Freunden! Wenn man sich das zweite Mal trifft, fühlt es sich wie Heim kommen an. Es ist wirklich etwas ganz besonderes.
Am folgenden Tag bringt mich Clint zum Flughafen. Es fällt mir tatsächlich schwer, die Insel zu verlassen. Nachdem ich den schwierigen Start hier hatte, und ich mir ganz und gar nicht sicher war, ob „das hier“ eine gute Idee war, habe ich mich doch noch in die Insel verliebt. Ich denke generell, dass es mir der Südpazifik sehr angetan hat! Die Menschen hier sind etwas ganz besonderes und ich bin dankbar, für jede Minute, die ich hier verbringen durfte, für jeden Freund, den ich hier gewinnen konnte und für all die wunderwaren Erlebnisse! Fa’afetai!