Hallo ihr lieben Blog-Leser und Leserinnen von Magdalena. Ich bin Manu und seit August letzten Jahres auf der Reise. Vielleicht kennen mich ja schon einige von Magdalenas Erzählungen über unsere gemeinsamen Erlebnisse. Als Magdalena mich fragte, ob ich Lust hätte einen Gastbeitrag für ihren Blog zu schreiben, war ich begeistert. Sehr gerne! Vor dem Beginn meiner Reise hatte ich überlegt einen Blog zu machen, mich jedoch dann dagegen entschieden. Ein Blog fordert doch viel Zeit und möchte regelmäßig gehegt und gepflegt werden. So nehme ich nun gerne die Gelegenheit wahr.
„Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?“ möchte der Mechaniker in breit gefärbten neuseeländischen Akzent wissen. „Seit Oktober.“ antworten Magdalena und ich grinsend. Sein Blick ist ungläubig. Für andere mag es vielleicht verrückt und leichtsinnig klingen mit einem Menschen, den man erst seit einem halben Jahr kennt, gemeinsam ein Auto zu kaufen und für 2 Monate ein Bett in jenem Auto zu teilen. Gemeinsames Reisen kann ein sehr starkes Band zwischen Menschen schaffen. Die erlebte Zeit zusammen ist viel intensiver und schafft eine unglaubliche Nähe. Diese Erfahrung durfte ich seit dem Beginn meiner Reise machen.
Magdalena und ich begegneten uns in einem Hostel in Penang (Malaysia). Die Freude, einfach unbedarft auf österreichisch zu plaudern, war auf beiden Seiten groß. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich unglücklicherweise eine Infektion auf beiden Fußsohlen (was sich schlimmer anhört als es tatsächlich war). Blöd war eigentlich nur, dass ich für einige Zeit meine Reise unterbrechen musste. Hier saß ich also, mit 2 dick bandagierten Füßen und lauschte den Reiseplänen von Magdalena und June. Die beiden hatten sich zuvor in Kuala Lumpur kennengelernt und beschlossen gemeinsam zu reisen. Beide wollten am nächsten Tag weiterreisen und ich beneidete sie. Bei mir musste erst der Arzt grünes Licht für meine Füße geben.
Als ich am nächsten Tag aufstand, waren beide schon abgereist. Sehr schade, ich hätte mich noch gerne verabschiedet. Beim Vorbeigehen winkte mir die freundliche Rezeptionistin. In ihrer Hand war ein kleiner Zettel für mich. Es war eine Nachricht von Magdalena mit ihrem Facebook-Kontakt, um weiterhin in Verbindung bleiben zu können. Ich freute mich riesig. Auch vom Doktor bekam ich an diesem Tag gute Nachrichten: nur mehr ein paar Tage in Penang und ich konnte endlich weiterreisen.
Mit Magdalena vereinbarte ich, uns in den Cameron Highlands wieder zu treffen und wie es der Zufall (vielleicht auch das Schicksal –wer weiß) so wollte, reisten wir auch gemeinsam nach Kuala Lumpur und erlebten eine sehr schöne Zeit gemeinsam. Dann trennten sich unsere Wege. Magdalena und June wollten Borneo bereisen, während es für mich weiter nach Kambodscha ging. Wir versprachen in Kontakt zu bleiben und uns vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt unserer Reise wieder zu treffen.
Und so war es dann auch. 3 Monate später gab es das freudige Wiedersehen in Melbourne. Wir hatten uns viel zu erzählen und es kam mir so vor als würde ich eine langjährige Freundin wiedertreffen. Schnell wurde klar, dass unsere Reisepläne ähnlich waren. Wir bereisten Tasmanien, die Great Ocean Road und schließlich Neuseeland. Was wir in dieser Zeit alles erlebt haben, lässt sich unmöglich in ein paar Sätzen sagen. Wir haben so viel in dieser Zeit geteilt. Nur so viel, das eigentliche Highlight war jemanden zu haben, mit dem frau über alles reden kann. Da war von tiefgründig bis kompletten Nonsense alles dabei.
Vor dem Start meiner Reise meinte ich, mit dem allein reisen ein Risiko einzugehen und ich fühlte mich unglaublich mutig diesen Schritt zu wagen. Wenn ich daran zurückdenke, kann ich nur Schmunzeln. Viele Dinge vor denen ich Angst hatte sind passiert und es hat sich herausgestellt, dass es weniger schlimm war als angenommen.
Ich hatte Angst krank zu werden und dass die ärztliche Versorgung und die hygienischen Verhältnisse nicht dem Standard entsprechen, den ich gewohnt war. Als ich meine Fußinfektion bekam, musste ich zu einem Arzt. Der malaysische Arzt war sehr kompetent und fürsorglich. Er und die Assistenzärztin sprachen beide fließend Englisch und ich fühlte mich bei ihnen in sehr guten Händen.
Ich hatte auch Angst in einer fremden Stadt die Orientierung zu verlieren und den Weg nicht mehr zurück zu finden. Das ist mir unzählige Male passiert. Dank freundlichen Locals und meinem Smartphone hab ich immer den Weg zurück gefunden. Mittlerweile gehe ich in einer neuen Stadt gerne absichtlich verloren. Man kann dabei so viel entdecken.
„Einsam in einem fremden Land“ war eine meiner größten Ängste. Gleich beim Beginn meiner Reise bemerkte ich, dass es ganz einfach ist mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Ob im Hostel, beim gemeinsamen Warten auf den Bus oder beim Pubcrawl – man ist nie allein, außer man möchte es.
Oft hab ich gehört, dass Reisende vor etwas wegzulaufen scheinen. Das Reisen jedoch bringt einen näher zu sich selbst und man kann eigene Gewohnheiten viel klarer sehen, da man die verschwommene Brille des Alltags abnimmt. Was und wen es da alles zu sehen gibt, wenn die erst mal ab ist!
Reisen ist viel mehr, als nur woanders zu sein. Es bereichert und beschenkt einem mit unvergesslichen Momenten. Momente, in denen man sich ganz groß fühlt, weil man etwas gemeistert hat, vor dem man Angst hatte.
Momente, in denen man sich neben Felsriesen winzig vorkommt.
Momente, in denen man sich blutjung fühlt im Angesicht eines 2000 Jahre alten Baums.
Momente, in denen man realisiert, dass man unglaubliches gemeistert hat und dass es die Mühe wert war.
Momente, in denen man für immer reisen und nie wieder zurück möchte.
Momente, in denen man sich nach zu Hause und den lieben Menschen sehnt. Momente der Heiterkeit und auch Traurigkeit und ich möchte keinen einzigen davon missen.
Danke liebe Magda für die vielen Momente, die wir gemeinsam erlebt haben. Sie sind eine der wenigen Gepäckstücke, die ich für immer mit mir tragen werde. Sie machen den Rucksack nicht schwerer, sondern das Herz leichter.