In Melaka habe ich mir Zeit genommen. Auch etwas für die Stadt, aber in erster Linie für die anderen Backpacker im Hostel. Es war schön, wieder einmal gemeinsam in einer großen Gruppe um die Häuser zu ziehen und gemütlich ein paar Bier zu trinken. Ich genieße es, die Menschen zu beobachten und ihren Geschichten zu lauschen, das ist ja kein Geheimnis. Daher gibt es auch diesen Blog. Ich habe etwas nachgedacht und bemerkt, dass es einige Typen an Reisenden gibt, die alle unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich habe versucht, diese etwas greifbarer für euch zu machen, und habe die Reisetypen zusammengefasst:
Der immer Fröhlich-Soziale
Alle mögen ihn, alle werden von seinem Lachen angesteckte. Er ist im Sozialbereich tätig und das merkt man auch am Umgang mit anderen. Wenn er Geschichten von seinen unzähligen Reisen erzählt, lauschen alle gespannt. Genau so aufmerksam hört er aber auch allen anderen zu und muss dann auch seinen Senf dazu geben. Er ist für jeden Spaß zu haben, wie aber auch wenn es mal nicht angebracht ist. Er hat ein Gespür für die richten Fragen zum richtigen Zeitpunkt. Die Fragen, die einem durch Mark und Bein fahren, weil man nie damit rechnen würde, dass genau diese jetzt kommt. Er nimmt das Leben aber trotzdem nicht allzu ernst und genießt es in vollen Zügen.
Die, die das erste Mal alleine unterwegs ist
Sie hat gerade eine schwere Trennung hinter sich und will nun das Leben in all seinen Facetten spüren. Sie findet alles aufregend und spannend. Vor allem gefällt es ihr, wie einfach doch das Reisen alleine ist. Hätte sie das nur schon früher gewusst…! Sie ist wirklich herzallerliebst und steckt alle mit ihrer Freude an den Kleinigkeiten an.
Der nomadisch-lebende Philosoph
Er kommt gerade aus einer skurrilen Gegend der Erde zurück. Das Zurück-Kommen ist aber relativ. Denn es ist ja nicht seine Heimatstadt, welche er im Übrigen auch nicht besitzt, denn er ist ja in erster Linie Erdenbürger. Es gibt nur einen Ort, an dem seine Eltern leben und den Ort, an dem er sich gerade befindet. Er betreut amerikanische Studenten bei deren Masterarbeit über philosophisch-geschichtliche Ansätze in Deutschland. Eine Jobbezeichnung gibt es nicht, da es eigentlich diesen Job gar nicht gibt. Ein alter Freund hat ihn darum gebeten, sich der Problemlösung junger Menschen an dessen Universität zu widmen. Wenn du ihm deinen Namen nennst, kann er dir genauestens seine geschichtliche Herkunft erklären und kann erraten aus welcher deutschsprachigen Gegend du kommst. Katholische Namen sind für Österreich übrigends nicht untypisch. Wusstest du außerdem, dass der deutsche Dialekt aus Düsseldorf den Grundstein für das „Hochdeutsch“ legt?
Der schräge Langsamreiser
Er spricht nicht viel, sitzt meistens vor dem Hostel in einem geflochtenen Stuhl und liest. Vor ihm eine Tasse Tee am Tisch. Er ist der Typ, der über den Hausbrauch des Hostels bestens Bescheid weiß. Aber wenn du ihn fragst, ob er wüsste wo der Hostelbesitzer sich gerade aufhält, denn du würdest gerne die kommende Nacht im Schlafsaal bezahlen, antwortet er nur, dass man sich nicht stressen soll. Das Leben ist stressig genug. Slow down and relax. Man kann ja morgen auch bezahlen, wen kümmert‘s. Wenn er nicht gerade am lesen ist, radelt er gemütlich durch die Gegend und beschmeißt Menschen mit Knallfröschen. Während man sich vom Schrecken erholt, radelt er gemütlich weiter und lacht aus vollster Brust.
Der einheimische Verliebte
Eigentlich reist er nicht. Und eigentlich ist er kein Backpacker. Und schon gar nicht würde er in einem Schlafsaal schlafen. Aber da hat er die hübsche Europäerin noch nicht gekannt, die er zufällig beim Schnorcheln kennen gelernt hat. Sie hat ihn angegrinst und gesagt, dass er das doch einmal probieren müsste! Also ist er mitgekommen. Er wartet meistens allein im Eingangsbereich auf sie, redet aber alle munter an. Man kennt ihm an, dass er sich mehr erhofft, aber leider schätzt er die natürliche Offenheit der Europäerinnen falsch ein. Man weiß ja, wie das enden wird.
Das Pärchen
Sie machen einfach alles zusammen. Niemals sieht man auch nur eine Minuten eine Hälfte der Beiden alleine. Sie haben das einzige private Zimmer des Hostels bezogen, nicht weil sie etwas gegen Dorms haben, aber in einem Stockbett kann man nur so schwer nebeneinander liegen. Anstrengend sind sie wegen ihrer „Pärchenhaftigkeit“ aber nicht. Sie wirken ausgeglichen und man kennt ihnen an, dass das Reisen sie näher gebracht hat. Sie gliedern sich gerne in die Gruppe ein und zum Abschluss bekommt man ihre gemeinsame Handynummer, damit man sich in einem anderen Land wieder treffen kann.
Die besten Freundinnen
Hier gibt es die zwei Extrem-Varianten:
Party-Girls: Sie kennen sich seit dem Kindergarten und wollen gemeinsam die Welt entdecken. Ihr Auffassung davon ist aber „In jedem Land Party machen bis zum Umfallen!“ Zu Gesicht bekommt man sie eigentlich nur, wenn man selbst kurz vorm zu Bett gehen ist. Dann sammeln sie sich im Aufenthaltsraum mit anderen Partytieren um sich auszumachen, welche Bar sie heute unsicher machen. Sie reisen mit Koffer und haben nur hübsche Kleidchen dabei.
Ruhigen Girls: Sie kennen sich seit dem Kindergarten und wollen gemeinsam die Welt entdecken. Ihre Auffassung davon ist, dass sie in jedem Land alle aufgelisteten Städte des Lonely-Planats-Reiseführers abklappern und dort jede einzelne Sehenswürdigkeit besuchen. Im Hostel sind sie eher die ruhigen, die nur gemeinsam Zeit verbringen. Man kennt ihnen aber an, dass das ihnen komplett ausreicht und sie glücklich sind.
Der Engländer
Ihn sieht man wirklich nur sehr selten. Meist aber, wenn er sturzbetrunken in den Dorm-Room wackelt. Dort angekommen fällt er in sein Bett und fängt auf der Stelle zu schnarchen an. Wenn er früh morgens doch noch nicht im Bett liegt, macht man sich etwas sorgen um ihn. Das muss man aber eigentlich nicht. Er ist ja schon weit über dreißig und kann auf sich selbst aufpassen.
Die Nicht-Englisch-Sprechende
Sie ist wirklich herzallerliebst, lächelt die meiste Zeit über, aber man weiß so gut wie nichts über sie. Man erkennt nur, dass sie aus Frankreich/Lateinamerika/Spanien kommt. Man würde so gerne etwas über sie erfahren, aber um einen Satz zu sprechen, dauert es meistens 5min und die Hilfe von 3 anderen Leuten. Ich persönlich finde es sehr mutig und bewundernswert, alleine zu Reisen und nur die eigene, unenglische Muttersprache zu beherrschen.
Die verwirrte Vielreisende
Sie ist einer dieser besonders aufgeschlossenen, toleranten Menschen, die auf alle zu gehen und besonders gut mit Kindern umgehen können. Sie ist die Sorte Mensch, die überall Freiwilligenarbeit macht und es aus ganzem Herzen genießt. Leider kommt sie schön langsam mit Datum und Zeitzone durcheinander, was sie eigentlich gar nicht schlimm findet. Nur ihre Mutter macht sich Sorgen, denn ihr Handy ist verschwunden und ihr Laptop geht nicht mehr. Die Postkarten, die sie regelmäßig schreibt, hortet sie behutsam in ihrem Rucksack. Wenn sie doch einmal zu einer Post kommt, wie sie gar nicht mehr, wann sie die geschrieben hat. Vor 2 Monaten… glaubt sie. Da war sie gerade in Singapur… glaubt sie. Sie schreibt kein Datum mehr darauf, damit die Empfänger nichts von der zuspäten Zusendung erfahren. Hauptsache sie wissen, dass es ihr gut geht!
Die zwei Surfer-Dudes
Der eine blond mit blaue Augen, der zweite dunkelhaarig mit grün-braunen Augen, beide braun gebrannt. Ein Lächeln genügt und die Mädels liegen ihnen zu Füßen. Sie wissen, dass sie gut aussehen und sie wissen, dass sie gut ankommen, das bestärkt sie noch mehr. Wenn man sie fragt, was sie am Wochenende vor haben „Keine Ahnung Dude, ich genieß einfach die Tage Dude, warte auf die nächste Welle.“ Und wenn man sie dann fragt, was sie im Leben erreichen wollen „Keine Ahnung Dude, ich genieß einfach die Tage Dude, warte auf die nächste Welle!“. Und wenn man nochmal nachfragt, ob sie denn nicht studieren wollen, oder arbeiten „Ich studier‘ das Leben Dude, warte auf die nächste Welle!“. Im Prinzip sind sie aber wirklich liebe Jungs.
Der Mitteilungsbedürftige
Anfänglich leicht mit dem Sozialen-Fröhlichen zu verwechseln. Aber innerhalb von 5 Minuten weiß man, dass es sich um einen anderen Typus handelt. Denn er fragt dich nur über dein Leben, damit du IHN dann über SEIN Leben fragst und dann ist er nicht mehr zu stoppen. Er ist aus den Staaten, Boston, und er hat ein Job-Angebot in New York und er liiieebt seinen Job und er reist nur, da ihm sein Arbeitsgeber Geld für 4 Monate Reisen gegeben hat, da er die nächsten 3 Jahre in seinem Job zu keinem Urlaub kommen wird. Hat er schon erwähnt, wie sehr er seinen Job liebt und, ach ja, er hat in Harvard studiert und jetzt hat er diesen toooollen Job an der Angel auf den er sich schon fürchterlich freut…
Der Oldie
Er ist gerade in Pension gegangen und will nun noch einmal seine Jugend aufleben lassen. Er hat Freunde in aller Welt, die er nun besuchen möchte. Ganz stolz zeigt er allen seinen Reiseblog, der wirklich etwas kann. Besonders seine Fotografien sind der Wahnsinn. Man merkt, dass er die Ruhe selbst ist und Geduld mitbringt, denn seine Fotos der Tierwelt bekommt man auf die schnelle mit der Smartphone-Kamera nicht so hin. Er lauscht entspannt den Geschichten der anderen Hostel-Bewohner, obwohl diese am liebsten nur seinen unzähligen Geschichten zuhören wollen. Denn wer von den anderen kann schon behaupten, in den 70igern in Singapur gewesen zu sein oder in den 80igern durch Japan getrampt zu sein. Stress hat er wirklich keinen, betont er immer wieder, denn die nächsten Jahre will er einfach nur reisen.
Der Durchschnitts-Reisende
Er hat von allen Typen etwas an sich, ist aber zusätzlich gut mit Trekkinghose, Regenjacke und Taschenmesser ausgerüstet. Tapfer stapft er durch die Länder und erobert diese mit Charme und Offenheit. Er quatscht mit Einheimischen, trinkt Bier mit anderen Reisenden und hilft gelegentlich im Hostel oder in der Bar aus. Alle mögen ihn, da er leicht umgänglich ist. Er ist auch der Typ, der alleinreisende Mädels und Betrunkene in das Hostel zurück bringt. Am Morgen ist er meist schon wieder weitergereist.
Man Selbst
Mann/Frau Persönlich ist natürlich keiner dieser Typen. Mann/Frau ist doch einfach nur ruhig, beobachten, macht hin und wieder einen Scherz, ist umgänglich und so weiter. Bestimmt…
Meine Theorie: Nur die anderen können den Typus einer Person bestimmen. Für einen Selbst ist man immer der/die Normalste unter allen, wahrscheinlich hat man schon zu viel Zeit mit sich selbst verbracht und hat sich daran gewöhnt. Im Hostel hingegen kennt innerhalb kürzester Zeit jeder jeden, da man 24 Stunden pro Tag miteinander verbringt. Die Chance, auch einer der oben genannten Typen zu sein, ist also ziemlich groß.
Welche Backpacker-Typen habt ihr auf euren Reisen so kennen gelernt?
steve happ
ha ha sanggat lucu.