Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters – Jakarta

Um in das Zentrum bzw. zum zentralen Bus- und Zugbahnhofs Jakartas zu kommen, darf ich gleich nach dem 2-stündigen Flug aus Singapur eine 1-stündige Busfahrt quer durch die Außenbezirke der Hauptstadt Indonesiens genießen. Vorbei an Blechhütten und Bergen von Müll, dazwischen spielen Kinder mit Bällen, im Hintergrund die Skyline. Ich weiß noch nicht, was ich von der Stadt halten soll, bemühe mich aber den ersten Eindruck nicht Überhand gewinnen zu lassen, sondern noch abzuwarten.

Am Busbahnhof „Gambir“ angekommen spricht mich gleich ein Indonesier an, ob ich Hilfe bräuchte, ein Security gesellt sich dazu und diskutiert munter mit. Nachdem laut deren Auskunft die nächste halbe Stunde kein Zug in Richtung „Cikini“, der nächsten Haltestelle meines Hostels, fährt, beschließe ich, die 3km zu gehen. Die einheimischen Helfer lachen herzlich, als ich mich verabschiede.

Gambir

Gambir

 

Während meines Spaziergangs kommt mir kein einziger Tourist entgegen, dafür bleiben einige Einheimische mit ihrem Moped am Straßenrand stehen, um mich anzugrinsen. Noch habe ich nicht das Gefühl, dass Jakarta recht touristisch ist. (Achtung – Spoiler: Das Gefühl ändert sich auch nicht mehr….)

Vermeintlich am Ziel angekommen, kann ich nur leider mein Hostel nicht finden. Wieder kommen zwei Securitys eines benachbarten Hotels zu mir gelaufen um zu helfen und begleiten mich sogar über die vielbefahrene Straße bis zu meiner Herberge.

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Dort begrüßt mich die Besitzerin herzlichst. Obwohl es noch Vormittag ist, kann ich mein Dorm-Bett gleich beziehen – was ich auch gleich mache. Duschen und ab ins Bett. Ich bin fertig. Die Erkundungstouren durch Singapur, die kalte Nacht am Flughafen, der Flug und die kleine Wanderung mit Rucksack haben mich erschöpft. Ich verschlafe den ganzen Tag.

Am Abend weckt mich der Hunger. Ich hol mir Reis mit Gemüse und Tofu vom gegenüberliegenden Straßen-Essensstand und werde auch diesmal, wie auch schon in Malaysien des öffteren, heimlich von älteren Männern fotografiert. Ich bin aber zu müde um auch nur irgendetwas zu sagen und drehe mich einfach nur weg.

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Monument Nasional

 

Nach dem wirklich guten Abendessen lasse ich den ersten Tag revue passieren: Schön ist die Stadt nicht, manche Menschen sind den Anblick von Touristen nicht gewöhnt, aber der Großteil ist wirklich hilfsbereit und freundlich.

Die nächsten Tage ändert sich dieses Bild auch nur mehr geringfügig. Ich treffe aber immer mehr freundliche und neugierige Menschen.

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Schülerinnen und Studentinnen sind von mir am meisten angetan. Da es nicht sehr viel Auswahl an Touristen gibt, und anscheinend viele einen Text über solche schreiben müssen, biete ich ein gutes Anlaufsziel. Sie sind alle wirklich herzlich und allerliebst. Ich sage ihnen immer, wie hübsch ich sie finde, und dass ich gerne mit ihnen ein Foto machen würde. So viel Freude auf einmal hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.

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Beim Besuch der größten Moschee Südostasiens, der Isiqlai-Moschee, die bis zu 120.000 Menschen Platz bietet, tratsche ich ein wenig mit dem Security vor dem Eingang. Ich spreche ihn darauf an, dass sich hier ja gleich um die Ecke eine christliche Kathedrale befindet. Er lächelt mich an und sagt „We life here all together.“

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sdr

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Immer und immer wieder freue ich mich über die tolerante Einstellung über Religionen der Asiaten. In Sri Lanka beten die meisten Jesus, Buddha und alle hinduistischen Götter gleichermaßen an. In großen Städten wie Bangkok, Kuala Lumpur und Singapur leben Buddhisten, Hinduisten und Muslime friedlich nebeneinander her. Und auch nun die Aussage dieses Mannes, der mit beruhigender Stimme meinte, dass sie ja schließlich alle zusammen leben, gibt mir wieder etwas mehr Hoffnung in die Zukunft. Auch, dass wir Europäer einmal einsehen, dass eine andere Religion nicht gleich bedeutet, dass es sich hier um einen „Feind“ handelt.

die Moschee und daneben die Kathedrale

die Moschee und dahinter die Kathedrale

 

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Weiter am Hauptplatz der Stadt, an dem man immer noch den niederländischen Kolonial-Einfluss spüren kann, freue ich mich gleich am Anblick der bunten Räder. Viele Jugendliche radeln damit am Hauptplatz herum. Am Kopf tragen sie dazupassende Damenhüte oder lustige Tropenhelme. Verliebte Pärchen gönnen sich auch so etwas unterhaltsame Zweisamkeit.

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Nach einem Rundgang im alten Hafen biegen wir in eine kleine Gasse neben einem Fluss ein und befinden uns plötzlich in einem kleinen Dorf, mitten in der Stadt. Diese sind typisch für Indonesien und werden „Kampung“ genannt. Blechhütten, verschiedenste Vögel in Käfigen, Müll. Herumlaufende, lachende Kinder überholen uns und fordern uns zu einem High-Five auf. So viel Freude. Die Erwachsenen sitzen am Wegesrand am Boden oder auf einer Bank. Viele junge Frauen haben ein Baby im Arm. Alle grüßen uns herzlich und lächeln uns an. Wir werden mit „Mister“ und „Missy“ angesprochen und ständig gefragt, wie es uns geht. Die Freude trifft auch uns und wir können gar nicht mehr aufhören zu lächeln.

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Es fühlt sich sehr besonders an, wie diese Menschen in Armut leben, und doch so eine Lebensfreude ausstrahlen können. Ich lese mich etwas in das Thema des „Dorfes in der Stadt“ ein und spreche mit einigen Einheimisches. Ein Kampung ist im Grunde eine Dorfgemeinschaft, die komplett selbstständig organisiert ist – eigene Schulen, eigene Versorgung. Meistens leben 200-500 Leuten in einem Kampung, jeder kennt jeden und alle helfen sich. Kampungs sind nicht nur in Städten typisch, auch kleinere Dörfer am Land nennt man so. Mir wurde auch von anderen Touristen berichtet, dass es sich wärend ihres Spaziergangs durch das Dorf schon herumgesprochen hat, dass sie da sind. Die Info war also schneller als sie selbst. Ich finde, dass gerade dieses Gefühl des Dorflebens mitten in der Stadt Jakarta sehr sympatisch macht.

Um den Aufenthalt gebührend abzuschließen sind wir in das Kino gegangen um uns den neuen Film von Marvel „Dr. Strange“ zu sehen. Wir waren beim Betreten des Gebäudes schon hin und weg. Kino gehen ist hier anscheinend noch etwas richtiges besonderes. Ein Angestellter öffnet uns die Türe und heißt uns willkommen. Die Räume erinnern an alte Wiener Geschäfte, hoch, große Fenster und riesige Kristallluster. Alle sind hübsch angezogen, die Mitarbeiter und auch die Besucher. Neben süßem und salzigem Popcorn, gibt es auch richtiges Abendessen, das man in den Kinosaal mitnehmen kann. Dieser ist im Übrigen mit richtig großen, bequemen Samtsesseln ausgestattet! Daran kann man sich wirklich gewöhnen, vor allem an die günstigen Preise. Natürlich ist es auch von Vorteil, dass amerikanische Filme hier in der Originalsprache mit indonesischem Untertitel ausgestrahlt werden.

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50.000 Rupiah sind umgerechnet ca. 3,50 €

 

Schön find ich die Jakarta leider auch nach 5 Tagen Aufenthalt nicht.

Die Menschen hier sind es aber auf jeden Fall.

 

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