Bandung liegt 130km südöstlich bzw. eine 3-Stunden Zugfahrt von Jakarta entfernt. Der Zug ist voll mit Einheimischen. Und mir. Wie ich später erfahre ist Bandung so etwas wie die Wochenend-Stadt der Jakarta-Bewohner. Da ich Samstag-Vormittag reise, erklärt das einiges.
Am Bahnhof in Bandung angekommen, versucht mir ein Taxifahrer die Fahrt zum Hostel für 100.000 Rupiah (ca. 7€) anzudrehen. „Es ist Stau!“ Ja bestimmt… Die üblichen Aussagen kennen wir Reisende zu genüge. Ich finde aber leider keine anderen Fahrer, auch keine Mopedtaxis oder Tuktuks. Er lässt sich auch zu keinem anderen Preis überreden und es regnet. Nagut. Wir quälen uns durch den langsamen Verkehr, Stau ist aber was anderes.
Eine halbe Stunde später sind wir beim Hostel und ich werde von zwei bellenden Hunden begrüßt. Ein Pärchen läuft gleich zum Tor und entschuldigt sich. Yoppie und seine Frau Asti stellen sich vor und wir kommen auf das Thema Beruf. Ich erkläre ihnen, was ich zu Hause gearbeitet habe und Yoppie ist ganz aus dem Häuschen „Ich bin Zivilingeneur und Asti ist Architektin!“ Ich kanns gar nicht glauben! „Die Woche sind auch 4 Architekturstudenten und deren Professorin aus den Niederlande bei uns! Wir haben eine richtige Bau-Woche!“ Er dreht sich lachend zu seiner Frau und zurück zu mir.
Wir haben wirklich spannende Gespräche, was der Unterschied zu den Bauten in Indonesien und in Europa ist, wieviel die Kosten ausmachen und wie viel Arbeiter und Angestellte verdienen. Wir kommen auch zum Entschluss, dass Kunden auf der ganzen Welt ähnlich sind, es aber immer wieder Ausnahmen gibt. Wir zeigen uns gegenseitig Fotos unserer Projekte und vergleichen Aussehen, Raumaufteilung und Aufbauten. Als ich ihm erkläre, dass unsere Wandaufbauten schon mal einen halben Meter dick sein können, staunt er nicht schlecht. Bei ihnen hat eine Wand höchstens 15cm und sind immer gemauert. Mit Holz bauen sie nicht, viel zu teuer. Sie verwenden meistens Kunstholz, das wesentlich günstiger ist als echtes Holz. Ich zeige ihm Fotos von Häusern mit Holzfassade. Er dreht sich wieder begeistert zu seiner Frau „Wir müssen nach Europa ziehen!“.
Als dann auch noch die Studenten und Studentinnen eintreffen, ist die Gruppe perfekt. Alles dreht sich nur mehr um Konstruktionen und Bauten. Sie erklären mir das Projekt, wegen dem sie gekommen sind. Sie spazieren durch die örtlichen Kampungs und untersuchen, wie die Bewohner den Müll recyceln und verarbeiten, natürlich in konstruktiver Hinsicht. Auch ich habe mir schon gedacht, dass die Leute teilweise sehr kreativ mit dem Thema Müllverwertung umgehen. Eine Lichtergirlande aus Flaschen war mir schon in Jakarta aufgefallen.
Eine Müllabfuhr gibt es in dem Sinn hier ja nicht. Von einem Mülltrennungssystem ganz zu schweigen. Es gibt private „Unternehmer“ die den Müll täglich oder wöchentlich gegen Bezahlung abholen und diesen einsammeln. Regelmäßig wird dieser dann zu Deponien gesendet und dort verbrannt oder vergraben. Ja, auch der Plasikmüll wird verbrannt. Kein Wunder, dass es manchmal ziemlich häftig stinkt.
Das zählt hier aber schon zur umweltschonenden Entsorgung! In den Dörfern gibt es immer wieder aufgelassene Reisfelder, die als Privatdeponie dienen. Auch neben den Zuggeleisen habe ich immer wieder Müllhaufen gesehen, teilweise wird auch in den Wäldern gelagert. Quasi „aus den Augen, aus dem Sinn“.
Ich habe das Gefühl, dass die Leute hier gar nicht wirklich wissen, dass sie die Plastikverpackung nicht einfach in den Fluss schmeissen können, so wie sie es vom Bananenblatt gewöhnt sind. Diese Unwissenheit fängt leider schon bei den ganz Kleinen an. An diesem Punkt bin ich wirklich froh, dass meine Eltern und meine Lehrer mir das Müllsystem und -trennung ganz genau erklärt und eingetrichtert haben! Hier erst bemerke ich, welch fatale Folgen es ansonsten haben kann. Wir Touristen werden hier immer belächelt, wenn wir an der Kassa das Plastiksackerl dankend ablehnen oder die Flasche wieder neu mit Wasser auffüllen und nicht einfach eine neue kaufen. Ich werde aber lieber belächelt, als wissend die wunderschöne Natur hier noch mehr zu verschmutzen.
Die Natur selbst kann trotzdem genossen werden, auch wenn der Müll dem ganzen Ambiente den Charme etwas stiehlt. Baden möchte ich in diesen grau-braun, milchigen Dreck-Fluss-Suppen auch nicht. Wobei ich hier dazu sagen muss, dass hier gerade Regenzeit ist und die Flüsse da von Haus aus eher bräunlich sind.
Bandung hat aber wirklich einiges an schönes Natur zu bieten! Am Besten kann man diese mit dem Moped erkunden, es ist günstig (vollgetankt ca. 8€ pro Tag) und man ist flexibel.
Unsere erste Tour führt uns 40km südlich von Bandung. Um zum White Crater „Kawah Putih“ zu kommen benötigen wir 3 Stunden. Das liegt weniger an der PS-Zahl des Mopeds, sondern mehr am fürchterlichen Verkehr durch die Stadt, welcher die Nerven ziemlich beansprucht. Aber es zahlt sich mehr als aus! Der erloschene Vulkan bietet eine wunderschöne Gegebenheit für den schwefelhaltigen See, der alle Farben von weiß, über gelb bis hellblau wiederspiegelt.
Nachdem wir den angeblich ziemlich schönen Patengan See nicht finden, genießen wir die wunderschöne Teeplantagen-Landschaft rund um uns.
Der zweite Ausflug geht in den Norden, in das Naturresort Taman Hutan Raya Juanda. Nachdem wir die Ausblick vom „Tebing Keraton“-Aussichtspunkt genossen haben, wandern wir etwas neben einen Fluss entlang und erforschen Höhlen, die im 2. Weltkrieg als Bunker und Gefängnis dienten.
Ein weiteres Abenteuer bietete ein riesiger Supermarkt, in dem es wirklich alles ALLES zu kaufen gab. Die Nahrungsmittelabteilung ist dabei aber immer am spannensten. Hier ein paar Eindrücke.
Und hier noch ein paar weitere Eindrücke der Stadt inklusive einiger Kuriositäten!
Welches Bild findet ihr am witzigsten? Was haltet ihr von dieser Landschaft? Findet ihr es auch so furchtbar, dass der Müll einfach überall entsorgt wird? Wie würdet ihr das Problem lösen, wenn ihr könntet? Lasst es mich wissen!
Tolle Artikel zum Thema Müll in Indonesien gibt es auf dem Blog „Indojunkie„.
Zur Architektur-Website von Yoppie und Asti HIER klicken!
Wer Bandund besuchen möchte und bei ihnen übernachten möchte, einmal HIER entlang!
Christine
Liebe Magadalena,
da wär ich auch gern dabei gewesen bei eurem Architektur-Abend 😉 Musste beim Lesen gleich an das Cassia Co-op Centre in Sumatra von TYIN Tegnestue Architects denken – hier die HP des norwegischen Architekturbüros, falls du das Projekt nicht kennst:
http://www.tyinarchitects.com/works/cassia-coop-training-centre/
Ich find’s wirklich sehr gut gelungen.
Manchmal schreibst du in der ICH-Form, dann wieder in der WIR-Form – ich bin verwirrt… (ist mir schon beim letzten Eintrag aufgefallen)
Hoffe, alles läuft nach 2 Monaten immer noch kreisrund, das Leben ist gut und sonnig zu dir! Über ein paar wärmende Sonnenstrahlen freuen wir uns hier immer 😉
Alles Liebe!
Magdalena
Hallo liebe Christine!
Du hättest die Runde auf jeden Fall perfekt gemacht, musste e an dich denken!
Wow danke, das Projekt sieht wirklich sehr interessant aus! Es gibt hier glaube ich eh mehrere Projekte von Architekten und Studenten. Habe auch schon von Projekten rund um faire, recycelte Mode usw gehört – alles sehr spannend!
Wollte dich nicht verwirren, tut mir leid…
Eigentlich bin ich ja alleine unterwegs, aber wie du eh weißt, ist man ja nie alleine.
Ich glaub mir unterläuft der Fehler, weil ich eigentlich von meinen Reiseerfahrungen erzählen will, aber immer das WIR-Gefühl durchkommt… aber danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, ich hoffe, ich kann mich bessern 🙂
Auch nach 2 Monaten läuft alle wunderbar! Ich genieße mein Leben im Hier und Jetzt in vollen Zügen 🙂
Ich denke mal ganz fest daran, euch ein paar Sonnenstrahlen nachhause schicken zu können, hoffentlich klappt es!
Alles Liebe!